zur Veröffentlichung des
"Katechismus der Katholischen Kirche", der im Anschluss an das
Zweite Vatikanische Konzil verfasst wurde
Diener der Diener Gottes zum bleibenden Angedenken an die ehrwürdigen Brüder Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe, Priester und Diakone und an alle Glieder des Volkes Gottes.
Der Herr hat seiner Kirche die Aufgabe anvertraut, das Glaubensgut zu hüten, und sie erfüllt diese Aufgabe zu allen Zeiten. Das Zweite Vatikanische Konzil, das von meinem Vorgänger Johannes XXIII. seligen Gedenkens vor dreißig Jahren eröffnet wurde, hatte die Absicht und den Wunsch, die apostolische und pastorale Sendung der Kirche zu erhellen, die Wahrheit des Evangeliums aufleuchten zu lassen und so alle Menschen zum Suchen und Aufnehmen der Liebe Christi, die alle Erkenntnis übersteigt (vgl. Eph 3,19), hinzuführen.
Als Hauptaufgabe hatte Papst Johannes XXIII. dem Konzil aufgetragen, das kostbare Gut der christlichen Lehre besser zu hüten und auszulegen, um es den Christgläubigen und allen Menschen guten Willens zugänglicher zu machen. Daher sollte das Konzil nicht an erster Stelle die Irrtümer der Zeit verurteilen, sondern sich in Gelassenheit vor allem um eine klare Darlegung der Kraft und der Schönheit der Glaubenslehre bemühen. Der Papst sagte: ,,Erleuchtet vom Licht dieses Konzils wird die Kirche an neuen geistlichen Reichtümern wachsen, die Kraft neuer Energien gewinnen und furchtlos in die Zukunft schauen. Unsere Pflicht besteht darin, uns bereitwillig und ohne Furcht dieser Aufgabe zu widmen, die unsere Zeit erfordert, um so den Weg fortzusetzen, den die Kirche seit fast zwanzig Jahrhunderten geht" [Johannes XXIII. Ansprache zur Eröffnung des Zweiten Ökumenischen Vatikanischen Konzils, II. Oktober 1962: AA5 54 (1962) 5. 788—791.].
Mit Gottes Hilfe vermochten die Konzilsväter im Verlauf vierjähriger Arbeit eine beachtliche Fülle von Lehraussagen und pastoralen Richtlinien für die ganze Kirche zu erarbeiten. Hirten und Gläubige finden da Weisungen für jene ,,Erneuerung des Denkens, des Handelns, der Sitten und der moralischen Kraft, der Freude und Hoffnung, wie sie Ziel des Konzils waren"[ Paul VI., Ansprache zum Abschluß des Zweiten Ökumenischen Vatikanischen Konzils, 8. Dezember 1965: AA5 58 (1966) S. 7—8.].
Das Konzil hat nach seinem Abschluss nicht aufgehört, das Leben der Kirche anzuregen. Im Jahre 1985 konnte ich feststellen: ,,Für mich, der ich die besondere Gnade hatte, an ihm teilzunehmen und mich an seinem Ablauf aktiv zu beteiligen, war das Zweite Vatikanum immer und zumal in diesen Jahren meines Pontifikates ständiger Bezugspunkt für mein ganzes pastorales Wirken, und ich war bewusst bemüht, seine Weisungen konkret und genau für jede Einzelkirche und die Gesamtkirche anzuwenden. Auf diese Quelle müssen wir unablässig zurückgreifen"[ Johannes Paul II., Ansprache vom 25. Januar 1985: OR 27. Januar 1985.].
In diesem Geist habe ich am 25. Januar 1985 eine außerordentliche Versammlung der Bischofssynode aus Anlass des 20. Jahrestages des Konzilsabschlusses einberufen. Ziel dieser Versammlung war es, die Gnaden und geistlichen Früchte des Zweiten Vatikanischen Konzils zu würdigen und seine Lehre zu vertiefen, um es noch besser zu befolgen sowie. seine Kenntnis und Anwendung weiter zu fördern.
Bei dieser Gelegenheit haben die Synodenväter festgestellt: ,,Sehr einmütig wird ein Katechismus bzw. ein Kompendium der ganzen katholischen Glaubens- und Sittenlehre gewünscht, sozusagen als Bezugspunkt für die Katechismen bzw. Kompendien, die in den verschiedenen Regionen zu erstellen sind. Die Darlegung muss biblisch und liturgisch gehalten sein, die rechte Lehre bieten und zugleich
dem heutigen Leben angepasst sein"[Schlußdokument der Außerordentlichen Bischofssynode 1985, II B 4: Enchiridion Vaticanum, vol. 9, S. 1785, n. 1797.]. Nach Abschluss der Synode habe ich mir diesen Wunsch zu eigen gemacht, weil er meiner Ansicht nach ,,voll einem wirklichen Bedürfnis der Gesamtkirche und der Einzelkirchen entsprach"[Johannes Paul II., Ansprache zum Abschluss der Außerordentlichen Synode, 7. Dezember 1985, n. 6: AAS 78 (1986) 5. 435.].
Wie sollen wir nun dem Herrn nicht aus ganzem Herzen an diesem Tag danken, da wir der ganzen Kirche unter dem Titel ,,Katechismus der katholischen Kirche" den Bezugstext für eine aus den lebendigen Quellen des Glaubens erneuerte Katechese vorlegen können!
Nach der Erneuerung der Liturgie und der neuen Kodifizierung des kanonischen Rechtes der lateinischen Kirche und der Normen der katholischen Ostkirchen wird dieser Katechismus einen sehr wichtigen Beitrag zum Werk der Erneuerung des gesamten kirchlichen Lebens leisten, wie es vom Zweiten Vatikanischem Konzil gewollt und eingeleitet wurde.
Der "Katechismus der katholischen Kirche" ist die Frucht einer sehr weit gespannten Zusammenarbeit: Er wurde in sechs Jahren intensiver Arbeit im Geist gewissenhafter Offenheit und engagierten Eifers erarbeitet.
Im Jahre 1986 habe ich einer Kommission von zwölf Kardinälen und Bischöfen unter Vorsitz von Herrn Kardinal Joseph Ratzinger die Aufgabe übertragen, einen Entwurf für den von den Synodenvätern gewünschten Katechismus vorzubereiten. Ein Redaktionskomitee von sieben Diözesanbischöfen sowie Fachleuten für Theologie und Katechese hat die Kommission in ihrer Arbeit unterstützt.
Die Kommission war beauftragt, Weisungen zu geben und über den Ablauf der Arbeiten zu wachen. Sie hat alle Schritte der Redaktion der neun aufeinanderfolgenden Fassungen aufmerksam begleitet. Das Redaktionskomitee seinerseits hat die Verantwortung übernommen, den Text zu schreiben und die von der Kommission geforderten Änderungen einzuarbeiten, die Anmerkungen zahlreicher Theologen, Exegeten und Katecheten und vor allem der Bischöfe der ganzen Welt zu prüfen, um den Text zu verbessern. Das Komitee war ein Ort fruchtbaren und bereichernden Austausches, um die Einheit und Einheitlichkeit des Textes zu gewährleisten.
Der Entwurf wurde dann Gegenstand einer umfangreichen Beratung aller katholischen Bischöfe, ihrer Bischofskonferenzen oder ihrer Synoden, ferner der Institute für Theologie und Katechese. Im ganzen fand er eine weithin günstige Aufnahme beim Episkopat, und man kann mit Recht feststellen, dass dieser Katechismus die Frucht der Zusammenarbeit des gesamten Episkopates der katholischen Kirche ist, der hochherzig meine Einladung angenommen hat, den eigenen Anteil an Verantwortung bei einer Initiative zu übernehmen, die das kirchliche Leben so unmittelbar betrifft. Diese Antwort weckt in mir tiefe Freude, weil das Zusammenklingen so vieler Stimmen wirklich das ausdrückt, was man die "Symphonie" des Glaubens nennen kann. Die Herausgabe dieses Katechismus spiegelt damit die kollegiale Natur des Episkopates wider: Sie bezeugt die Katholizität der Kirche.
Ein Katechismus muss getreu und organisch die Lehre der Heiligen Schrift, der lebendigen Überlieferung in der Kirche und des authentischen Lehramtes, ebenso wie das geistliche Erbe der Väter, der heiligen Männer und Frauen der Kirche darstellen, um das christliche Geheimnis besser erkennen zu lassen und den Glauben des Volkes Gottes neu zu verlebendigen. Er muss die Entfaltung der Lehre berücksichtigen, die der Heilige Geist im Laufe der Zeit der Kirche eingegeben hat. Er soll auch eine Hilfe sein, mit dem Licht des Glaubens die neuen Situationen und Probleme zu beleuchten, die sich in der Vergangenheit noch nicht ergeben hatten.
Der Katechismus wird daher Neues und Altes (vgl. Mt 13,52) beinhalten, weil der Glaube immer derselbe und zugleich Quelle für immer neues Licht ist.
Um dieser doppelten Notwendigkeit zu entsprechen, greift der ,,Katechismus der katholischen Kirche" einerseits die ,,alte", überlieferte Ordnung auf, der schon der Katechismus des hl. Pius V. folgte, und gliedert die Materie in vier Teile: das Credo; die heilige Liturgie mit den Sakramenten an erster Stelle; das christliche Handeln, das von den Geboten ausgehend dargelegt wird; und zuletzt das christliche Gebet. Doch zugleich wird der Inhalt oft in ,,neuer" Weise dargelegt, um auf Fragen unserer Zeit zu antworten.
Die vier Teile sind miteinander verbunden: das christliche Geheimnis ist Gegenstand des Glaubens (erster Teil); es wird in den liturgischen Handlungen gefeiert und mitgeteilt (zweiter Teil); es ist gegenwärtig, um die Kinder Gottes bei ihrem Tun zu erleuchten und zu unterstützen (dritter Teil); es bildet die Grundlage für unser Gebet, dessen bevorzugter Ausdruck das ,,Vaterunser" ist, und es bildet den Gegenstand unseres Bittens, unseres Lobes und unseres Fürbittgebetes (vierter Teil).
Die Liturgie ist selber Gebet; das Bekenntnis des Glaubens hat daher seinen angemessenen Platz in der Feier des Gottesdienstes. Die Gnade, Frucht der Sakramente, ist die unabdingbare Voraussetzung des christlichen Tuns, so wie die Teilnahme an der Liturgie der Kirche den Glauben erfordert. Wenn aber der Glaube sich nicht in den Werken zeigt, ist er tot (vgl. Jak 2,14—16) und kann keine Früchte für das ewige Leben bringen.
Beim Lesen des "Katechismus der katholischen Kirche" vermag man die wunderbare Einheit des Geheimnisses Gottes zu erfassen, seines Heilsplanes ebenso wie die zentrale Stellung Jesu Christi, des eingeborenen Sohnes Gottes, vom Vater gesandt, durch das Wirken des Heiligen Geistes Mensch geworden im Schoß der heiligen Jungfrau Maria, um unser Erlöser zu werden. Gestorben und auferstanden, ist Er immer gegenwärtig in seiner Kirche, besonders in den Sakramenten. Er ist die Quelle des Glaubens, das Vorbild des christlichen Handelns und der Lehrmeister unseres Betens.
Der "Katechismus der katholischen Kirche", den ich am 25. Juni 1992 approbiert habe und dessen Veröffentlichung ich kraft meines apostolischen Amtes heute anordne, ist eine Darlegung des Glaubens der Kirche und der katholischen Lehre, wie sie von der Heiligen Schrift, der apostolischen Überlieferung und vom Lehramt der Kirche bezeugt oder erleuchtet wird. Ich erkenne ihn als gültiges und legitimes Werkzeug im Dienst der kirchlichen Gemeinschaft an, ferner als sichere Norm für die Lehre des Glaubens. Möge er der Erneuerung dienen, zu der der Heilige Geist die Kirche Gottes, den Leib Christi, die Pilgerin auf dem Weg zum unvergänglichen Licht des Reiches, unablässig ruft.
Die Approbation und Veröffentlichung des ,,Katechismus der katholischen Kirche" stellen einen Dienst dar, den der Nachfolger Petri der heiligen katholischen Kirche und allen Einzelkirchen erweisen möchte, die in Frieden und Gemeinschaft mit dem apostolischen Stuhl von Rom stehen: den Dienst nämlich, alle Jünger des Herrn Jesus im Glauben zu stärken und zu bekräftigen (vgl. Lk 22,32), und die Bande der Einheit im gleichen apostolischen Glauben zu festigen.
Ich bitte daher die Hirten der Kirche und die Gläubigen, diesen Katechismus im Geist der Gemeinschaft anzunehmen und ihn sorgfältig bei der Erfüllung ihrer Sendung zu benutzen, wenn sie das Evangelium verkünden und zu einem Leben nach dem Evangelium aufrufen. Dieser Katechismus wird ihnen anvertraut, damit er als sicherer und authentischer Bezugstext für die Darlegung der katholischen Lehre und in besonderer Weise für die Ausarbeitung der örtlichen Katechismen dient. Er wird zugleich allen Gläubigen angeboten, die die Kenntnis der unerschöpflichen Reichtümer des Heiles vertiefen möchten (vgl. Joh 8,32). Er möchte ferner den ökumenischen Bemühungen, die den heiligen Wunsch nach Einheit aller Christen pflegen, eine Stütze bieten, indem er den Inhalt und den harmonischen Zusammenhang des katholischen Glaubens genau aufzeigt. Der "Katechismus der katholischen Kirche" ist endlich einem jeden Menschen angeboten, der uns nach dem Grund unserer Hoffnung fragt (vgl. 1 Petr 3,15) und kennenlernen möchte, was die katholische Kirche glaubt.
Dieser Katechismus ist nicht dazu bestimmt, die von den kirchlichen Autoritäten, den Diözesanbischöfen und den Bischofskonferenzen vorschriftsgemäß approbierten örtlichen Katechismen zu ersetzen, besonders wenn sie die Approbation des apostolischen Stuhles erhalten haben. Er ist dazu bestimmt, zur Abfassung neuer örtlicher Katechismen zu ermuntern und die zu unterstützen, die den verschiedenen Situationen und Kulturen Rechnung tragen, aber zugleich sorgfältig die Einheit des Glaubens und die Treue zur katholischen Lehre wahren.
Am Ende dieses Dokumentes, das den "Katechismus der katholischen Kirche" vorstellt, bitte ich die allerseligste Jungfrau Maria, die Mutter des menschgewordenen Wortes und Mutter der Kirche, sie möge mit ihrer mächtigen Fürbitte den katechetischen Dienst der gesamten Kirche auf allen Ebenen in dieser Zeit unterstützen, da diese zu einem neuen Bemühen um Evangelisierung aufgerufen ist. Möge das Licht des wahren Glaubens die Menschheit von der Unwissenheit und der Sklaverei der Sünde befreien und sie so zur einzigen dieses Namens würdigen Freiheit hinführen (vgl. Joh 8,32): zu derjenigen des Lebens in Jesus Christus unter der Führung des Heiligen Geistes, hienieden und im Himmelreich, in der Fülle der Seligkeit der Anschauung Gottes von Angesicht zu Angesicht (vgl. 1 Kor 13, 12; 2 Kor 5,6—8)!
Gegeben am 11. Oktober 1992, dem dreißigsten Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Ökumenischen Vatikanischen Konzils, im vierzehnten Jahr meines Pontifikates.
Johannes Paul P.P. II."VATER, ... das ist das ewige Leben, dass sie dich, den einzigen wahren Gott, erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast" (Joh 17,3). Gott, unser Retter, "will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen" (1 Tim 2,3—4). Es "ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen" (Apg 4,12), als der Name JESUS.
1 Gott ist in sich unendlich vollkommen und glücklich. In einem aus reiner Güte gefaßten Ratschluß hat er den Menschen aus freiem Willen erschaffen, damit dieser an seinem glückseligen Leben teilhabe. Deswegen ist er dem Menschen jederzeit und überall nahe. Er ruft ihn und hilft ihm, ihn zu suchen, ihn zu erkennen und ihn mit all seinen Kräften zu lieben. Er ruft alle durch die Sünde voneinander getrennten Menschen in die Einheit seiner Familie, die Kirche. Er tut es durch seinen Sohn, den er als Erlöser und Retter gesandt hat, als die Zeit erfüllt war. In ihm und durch ihn beruft er die Menschen, im Heiligen Geist seine Kinder zu werden und so sein glückseliges Leben zu erben.
2 Damit dieser Ruf an alle Welt ergehe, sandte Christus die von ihm erwählten Apostel und gab ihnen den Auftrag, das Evangelium zu verkünden: "Darum geht hin und macht alle Völker zu Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt" (Mt 28,19—20). Kraft dieser Sendung zogen sie ,,aus und predigten überall. Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte die Verkündigung durch Zeichen, die er geschehen ließ" (Mk 16,20).
3 Wer mit der Hilfe Gottes den Ruf Christi angenommen und ihm in Freiheit entsprochen hatte, wurde durch die Liebe zu Christus gedrängt, die Frohbotschaft auf der ganzen Welt zu verkünden. Dieses von den Aposteln erhaltene kostbare Vermächtnis wurde von ihren Nachfolgern treu bewahrt. Alle an Christus Glaubenden sind berufen, es von Generation zu Generation weiterzugeben, indem sie den Glauben verkünden, ihn in brüderlicher Gemeinschaft leben und in der Liturgie und im Gebet feiern [Vgl. Apg 2,42.].
4 Die Kirche bemüht sich, die Menschen zu Jüngern Christi zu machen; sie will ihnen zum Glauben verhelfen, dass Jesus der Sohn Gottes ist, damit sie durch den Glauben das Leben haben in seinem Namen. Durch Unterweisung sucht sie, die Menschen zu diesem Leben heranzubilden und so den Leib Christi aufzubauen [Vgl. CT 1; 2.]. Alle diese Bemühungen wurden schon früh als Katechese bezeichnet.
5 Die Katechese ist ,,eine Glaubenserziehung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die vor allem eine Darlegung der christlichen Lehre umfasst, wobei man im allgemeinen organisch und systematisch vorgeht, um die Schüler in die Fülle des christlichen Lebens einzuführen" (CT 18).
6 Die Katechese ist mit einigen Elementen des Seelsorgeauftrages der Kirche eng verknüpft, die selbst einen katechetischen Charakter haben, auf die Katechese vorbereiten oder aus ihr folgen: die Erstverkündigung des Evangeliums, das heißt die missionarische Predigt zur Weckung des Glaubens; die Suche nach Gründen, zu glauben; die Erfahrung des christlichen Lebens; die Feier der Sakramente; die Eingliederung in die kirchliche Gemeinschaft sowie das apostolische und missionarische Zeugnis [Vgl. CT 18.].
7 "Die Katechese ist mit dem ganzen Leben der Kirche eng verbunden. Nicht nur geographische Ausdehnung und zahlenmäßiges Wachstum, sondern auch und mehr noch das innere Wachstum der Kirche, ihre Übereinstimmung mit Gottes Heilsplan, hängen wesentlich von der Katechese ab" (CI 13).
8 Die Perioden der Erneuerung der Kirche sind auch die Blütezeiten der Katechese. So widmen in der großen Epoche der Kirchenväter heilige Bischöfe einen großen Teil ihres Seelsorgedienstes der Katechese. Es ist die Zeit des hl. Cyrill von Jerusalem und des hl. Johannes Chrysostomus, des hl. Ambrosius und des hl. Augustinus und vieler anderer Väter, deren katechetische Werke beispielhaft bleiben.
9 Der Dienst der Katechese schöpft immer neue Kräfte aus den Konzilien. Das Konzil von Trient stellt in dieser Beziehung ein bedeutsames Beispiel dar: Es gab in seinen Konstitutionen und Dekreten. der Katechese eine vorrangige Stellung; aus ihm ging der Römische Katechismus hervor, den man auch den tridentinischen nennt und der als Kurzfassung der christlichen Lehre ein erstrangiges Werk darstellt; das Konzil gab in der Kirche den Anstoß zu einer beachtlichen Organisation der Katechese und führte dank heiliger Bischöfe und Theologen wie des hl. Petrus Canisius, des hl. Karl Borromäus, des hl. Turibio von Mongrovejo und des hl. Robert Bellarmin zur Veröffentlichung zahlreicher Katechismen.
10 So ist es nicht erstaunlich, dass in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, das von Papst Paul VI. als der große Katechismus der heutigen Zeit angesehen wurde, die Katechese der Kirche von neuem die Aufmerksamkeit auf sich zog. Das Allgemeine katechetische Direktorium von 1971, die Bischofssynoden über die Evangelisierung (1974) und die Katechese (1977) sowie die entsprechenden Apostolischen Schreiben !Evangelii nuntiandi" (1975) und "Catechesi tradendae" (1979) bezeugen das. Die außerordentliche Bischofssynode von 1985 regte an, "einen Katechismus oder ein Kompendium der ganzen katholischen Glaubens- und Sittenlehre" zu verfassen (Schlußbericht II B a 4). Papst Johannes Paul II. machte sich diesen Wunsch der Bischofssynode zu eigen, indem er anerkannte, dass "dieser Wunsch einem echten Bedürfnis der Gesamtkirche und der Teilkirchen entspricht" (Ansprache vom 7. Dezember 1985). Er tat alles, um diesen Wunsch der Synodenväter zu erfüllen.
11 Der vorliegende Katechismus will im Licht des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Gesamttradition der Kirche eine organische Synthese der wesentlichen und grundlegenden Inhalte der katholischen Glaubens- und Sittenlehre vorlegen. Seine Hauptquellen sind die Heilige Schrift, die Kirchenväter, die Liturgie und das Lehramt der Kirche. Er ist als "Bezugspunkt für die Katechismen oder Kompendien" gedacht, "die in den verschiedenen Regionen zu erstellen sind" (Bischofssynode 1985, Schlußbericht II B a 4).
12 Der vorliegende Katechismus ist hauptsächlich für die bestimmt, die für die Katechese verantwortlich sind: in erster Linie für die Bischöfe als Lehrer des Glaubens und Hirten der Kirche. Er wird ihnen bei ihrer Aufgabe, das Volk Gottes zu lehren, als Arbeitshilfe angeboten. Über die Bischöfe richtet er sich auch an die Verfasser von Katechismen, an die Priester und Katecheten. Er will aber auch eine nützliche Lektüre für alle anderen gläubigen Christen sein.
IV Der Aufbau des Katechismus
13 Der Katechismus ist nach den vier Grundpfeilern der großen katechetischen Tradition gegliedert: dem Bekenntnis des Taufglaubens (Glaubensbekenntnis oder Symbolum), den Sakramenten des Glaubens, dem Leben aus dem Glauben (den Geboten) und dem Gebet des Gläubigen (dem Vaterunser).
Das Glaubensbekenntnis (erster Teil)
14 Wer durch den Glauben und die Taufe Christus angehört, muss seinen Taufglauben vor den Menschen bekennen [Vgl. Mt 10,32; Röm 10,9.]. Darum handelt der Katechismus zunächst von der Offenbarung, durch die sich Gott an den Menschen wendet und sich ihm schenkt, und vom Glauben, durch den der Mensch Gott darauf antwortet (erster Abschnitt). Das Glaubensbekenntnis fasst die Gaben zusammen, die Gott als Urheber alles Guten, als Erlöser und als Heiligender dem Menschen schenkt. Es ordnet sie nach den drei Grundartikeln unserer Taufe. Diese sind: der Glaube an den einen Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer; der Glaube an Jesus Christus, seinen Sohn, unseren Herrn und Erlöser; und der Glaube an den Heiligen Geist in der heiligen Kirche (zweiter Abschnitt).
Die Sakramente des Glaubens (zweiter Teil)
15 Der zweite Teil des Katechismus legt dar, wie das durch Jesus Christus und den Heiligen Geist von Gott ein für allemal gewirkte Heil vergegenwärtigt wird: in den heiligen Handlungen der Liturgie der Kirche (erster Abschnitt), insbesondere in den sieben Sakramenten (zweiter Abschnitt).
Das Leben aus dem Glauben (dritter Teil)
16 Der dritte Teil des. Katechismus zeigt das letzte Ziel des nach dem Bilde Gottes erschaffenen Menschen: die Glückseligkeit; er stellt auch den Weg vor, der dorthin führt: das freie, rechte Handeln mit Hilfe der Weisung und der Gnade Gottes (erster Abschnitt). Dieses Handeln verwirklicht das Doppelgebot der Liebe, wie es in den zehn Geboten Gottes entfaltet ist (zweiter Abschnitt).
Das Gebet im Glaubensleben (vierter Teil)
17 Der letzte Teil des Katechismus handelt von Sinn und Bedeutung des Gebetes im Leben der Glaubenden (erster Abschnitt). Er schließt mit einem kurzen Kommentar zu den sieben Bitten des Gebetes des Herrn, des "Vaterunsers" (zweiter Abschnitt). In diesen Bitten findet sich ja die Gesamtheit der Güter, die wir erhoffen dürfen und die unser himmlischer Vater uns geben will.
V Praktische Hinweise zum Gebrauch des Katechismus
18 Dieser Katechismus ist als eine organische Darlegung des ganzen katholischen Glaubens gedacht. Man muss ihn somit als, eine Einheit lesen. Zahlreiche Verweise in den Fußnoten und am Rand des Textes sowie die Register am Schluss des Buches ermöglichen es, jedes Thema in seiner Verbindung mit dem Ganzen des Glaubens zu sehen.
19 Oft wird die Heilige Schrift nicht wörtlich zitiert, sondern es wird nur (in den Fußnoten) auf sie verwiesen. Das Nachlesen der angegebenen Schriftstellen verhilft zu einem tieferen Verständnis. Diese Schriftverweise sind auch als Behelfe für die Katechese gedacht.
20 Bei den Stellen in Kleindruck handelt es sich um geschichtliche oder apologetische Bemerkungen oder auch um ergänzende lehrhafte Ausführungen.
21 Die kleingedruckten Zitate. aus patristischen, liturgischen, lehramtlichen oder hagiographischen Quellen bereichern die Lehrdarlegung. Oft wurden diese Texte im Hinblick auf, eine direkte Verwendung in der Katechese gewählt.
22 Am Schluss jeder thematischen Einheit fassen Kurztexte den wesentlichen Lehrinhalt in knappen Formulierungen zusammen. Sie sollen der örtlichen Katechese Anregungen zu knappen Sätzen geben, die sich dem Gedächtnis einprägen lassen.
VI Die notwendigen Anpassungen
23 Dem vorliegenden Katechismus geht es in erster Linie um die Darlegung der Lehre. Er dient der Vertiefung der Glaubenskenntnis. Somit ist er auf das Reifen des Glaubens, seine Einwurzelung im Leben und seine Ausstrahlung im Zeugnis ausgerichtet [Vgl. CT 20—22; 25.].
24 Wegen seiner Zielsetzung kann dieser Katechismus nicht selbst jene Anpassungen in der Darlegung und den katechetischen Methoden Vornehmen, welche die Unterschiede in den Kulturen, Lebensphasen, im geistlichen Leben, in den gesellschaftlichen und kirchlichen Situationen der Adressaten erfordern. Diese unerläßlichen Anpassungen sind Aufgabe entsprechender Katechismen, und vor allem der für den Unterricht der Gläubigen Verantwortlichen:
"Wer das Amt des Lehrens ausübt, soll , allen alles werden‘ (1 Kor 9,22), um alle für Christus zu gewinnen ... er soll nicht glauben, dass die seiner Sorge anvertrauten Menschen alle von der gleichen Art sind, so dass er sie alle in der gleichen Art nach einem festgelegten und sicheren Schema unterweisen und zu wahrer Frömmigkeit heranbilden könnte. Vielmehr sind die einen ,wie neugeborene Kinder‘ (1 Petr 2,2); andere beginnen in Christus zu wachsen; manche dagegen sind schon gereiften Alters ... Die zu diesem Amt Berufenen müssen verstehen, dass es notwendig ist, bei der Weitergabe der Glaubensmysterien und der Gebote des Lebens die Lehre der Denkart und Auffassungskraft der Zuhörer anzupassen" (Catech. R., Vorwort 11).
Vor allem — die Liebe
25 Zum Schluss dieser Einführung ist an den pastoralen Grundsatz zu erinnern, den der Römische Katechismus so ausdrückt:
"Die ganze Belehrung und Unterweisung muss auf die Liebe ausgerichtet sein, die kein Ende hat. Mag man also etwas vorlegen, was zu glauben, zu erhoffen oder zu tun ist immer ist dabei vor allem die Liebe zu unserem Herrn zu empfehlen, damit jeder einsieht, dass alle Werke vollkommener christlicher Tugend einzig und allein in der Liebe entspringen und auf kein anderes Ziel gerichtet werden können als auf die Liebe" (Vorwort 10).
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