Dogmatik
Karl Hörmann
Lexikon der christlichen Moral

LChM 1969, Sp. 196 f


Erst im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit entstanden aus der ehedem einen (systematischen) Theologie vor allem um der größeren Gründlichkeit willen die Teilfächer D. u. Moraltheologie. Der D. fiel als Aufgabe die Erhebung u. Durchdringung des Offenbarungsinhaltes zu, der Moraltheologie die Beachtung seiner Bedeutsamkeit für die dem Menschen aufgegebene Lebensgestaltung. Der Moraltheologie hat die Trennung nicht immer gut bekommen; zeitweise (bes. in der Aufklärung) verlor sie die enge Verbindung mit der D. u. geriet dadurch in Gefahr, nicht mehr die Offenbarungssittlichkeit, sondern eine aus rein natürl. Quellen geschöpfte Sittlichkeit zu lehren u. damit ihren theolog. Charakter einzubüßen. So tat die Rückkehr zur D. not. Freilich konnte man nicht wieder aus beiden Fächern eins machen, aber die Moraltheologen suchten (etwa ab 1800) enge Verbindung mit der D., u. sie tun es heute mehr denn je. Nur so können sie ihrer Aufgabe gerecht werden, echt christl. Sittlichkeit zu lehren.

Die Bedeutung der D. für die Moraltheologie ergibt sich nicht nur daraus, daß die Moraltheologie bei Verlust der dogmatischen Grundlage aufhört, Theologie zu sein, sondern auch daraus, daß sie bei verschiedener D. verschieden ausfällt; der Jansenismus z.B. erhob aus einer pessimistischen Erbsündenauffassung heraus rigoristische sittl. Forderungen.


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