Gaben des Hl. Geistes
Karl Hörmann
Lexikon der christlichen Moral

LChM 1969, Sp. 411 f


Die Lehre v. den G. stützt sich ganz auf die Heilige Schrift. Vom Messias heißt es: "Auf ihm ruht der Geist Jahwes: der Geist der Weisheit u. des Verstandes, der Geist des Rates u. der Stärke, der Geist der Erkenntnis u. der Furcht Jahwes. Ihn erfüllt die Furcht Jahwes" (Jes 11,2; vgl. 42,1; Mt 3,16; 12,28; Joh 1,32; D 178 [83]). Diese G. gehen vom Haupt des Mystischen Leibes auf dessen Glieder über (Pius XII., "Mystici corporis", AAS 1943,231). "Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen und (zwar) Gnade um Gnade" (Joh 1,16). Der Herr sendet den Hl. Geist (Joh 7,38 f; 16,7), der Vater sendet ihn auf seine Bitten u. in seinem Namen (Joh 14,16 f.26), ja Jesus tauft mit dem Hl. Geist (Mk 1,8; Joh 1,33; Apg 1,5; 11,16), der dann im Menschen da ist u. ihn erfüllt (Joh 14,17; Apg 2,4; Röm 8,15; 1 Kor 6,19; Gal 4,6) u. in ihm wirkt (Joh 16,8.13-15; Apg 1,8; 2,4; 5,1-11; 8,29; 10,46; 11,28; 16,6; 19,6). Im Geistbesitz werden die Auserwählten nach dem Willen Gottes dem Bild seines Sohnes gleichgestaltet (vgl. Röm 8,29). So redet schon Ambrosius v. der Verleihung der G. in der Taufe (De myst. 7,42; vgl. Ps.-Ambr., De sacram. III 2,8; PL 16,402.434). Die Kirche lehrt, daß die Rechtfertigung in der Heiligung u. Erneuerung des inneren Menschen durch willige Annahme der Gnade u. der Gaben bestehe (D 1528 [799]) u. erwähnt sie in der Pfingstliturgie ("Veni dator munerum", "Da tuis fidelibus in te confidentibus sacrum septenarium", Sequ.; "Tu septiformis munere", Hymn.).

Nach der Deutung des Hl. Thomas v. A. (S.Th. 1,2 q.68 a.3; ähnl. Leo XIII., "Divinum illud", ASS 1897,653) liegt der Sinn der mit der Rechtfertigungsgnade geschenkten G. darin, daß sie den Menschen für die Anregungen des Hl. Geistes empfänglich machen. Von den eingegossenen Tugenden würden sie sich eben dadurch unterscheiden, daß die Tugenden den Menschen zu übernatürl. Eigenbetätigung befähigen, während er durch die Gaben für die Aufnahme unmittelbarer göttlicher Einflüsse offen wird. So wären die Gaben kennzeichnend für die innige Verbindung, die in der Gotteskindschaft zwischen Gott u. dem Menschen hergestellt wird. "Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, die sind Kinder Gottes" (Röm 8,14; vgl. Gal. 5,18). Die Siebenzahl der G. (Jes. 11,2) würde den sieben Haupttugenden (göttlichen und Kardinaltugenden), die durch sie vervollkommnet werden, entsprechen.


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