Todesverlangen
Karl Hörmann
Lexikon der christlichen Moral
LChM 1969, Sp. 1220 f
Wenn uns das Leibesleben gegeben ist, damit wir in ihm nach den ewigen Gütern streben, kann es nicht unerlaubt sein, aus Sehnsucht nach diesen Gütern od. zur Vermeidung der Gefahren für ihre Erreichung, denen man sich auf Erden ausgesetzt sieht, den Tod herbeizusehnen. "Ich habe das Verlangen, aufzubrechen u. mit Christus zu sein; denn das wäre weitaus das Bessere" (Phil 1,23). Solches T. finden wir immer wieder in Menschen, die ganz vom Geist des Christentums durchdrungen sind, etwa in Ignatius v. Antiochia (Rom. 4,1; 6,2) od. Monika (Augustins, Conf. IX 10,26, PL 32,775). Weniger vollkommen od. sogar fehlerhaft ist ein T., das aus dem Wunsch entspringt, nicht mehr an seiner Lebensaufgabe arbeiten zu müssen, vor allem den Lasten dieses Lebens zu entgehen (Elias, 1 Kön 19,4; vgl. Sir 30,17), vielleicht noch mit Empörung gegen Gottes Fügungen u. Zulassungen. Freilich sind Worte, die ein T. ausdrücken, nicht immer in vollem Ernst zu nehmen, bes. wenn sie in Erregung od. Niedergedrücktheit gesprochen werden.
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